Pressekonferenz A1 – Westautobahn am 28. April 2021. vlnr: Manfred Schönleitner, Rudolf Kernstock und Dieter Schmidradler

Verkehrslärm als Gesundheitsrisiko

Die WHO (Environmental noise Guidelines for the European Region) zählt Umgebungslärm inzwischen zu den größten Risiken für die körperliche und geistige Gesundheit und das Wohlbefinden des Menschen:

  • Lärm schädigt das Gehör (Hörverlust, Tinnitus)
  • Lärm ist ein unspezifischer Stressor sowohl was die psychische als auch die physiologische Belastung anlangt

Insbesondere schadet auch jener Schalldruck, der außerhalb unseres Hörvermögens liegt, unserer Gesundheit. Zulande und in den Weltmeeren sind schwerwiegende negative Einflüsse von niederfrequentem Schall auf Mensch und Natur inzwischen evident.

Da in Österreich weder Messungen vorliegen noch irgendwelche Grenzwerte im Straßenverkehr definiert sind, hat Verkehrswende.at kalibrierte Audiomessungen zur Feststellung der tatsächlichen Lärmbelastungen gemacht. Alle nachfolgenden Audiodateien wurden auf den selben Lautstärkepegel normiert (105dB SPL bei voller Aussteuerung). Wo auch immer der Straßenverkehr durch die Stadt und übers Land rollt, werden Lautstärkepegel erreicht, die die Gesundheit der Menschen schädigen.

A1 Autobahnbrücke St. Pölten Süd
Audio-Aufnahme, normalisiert auf 105dB max.
Reitzersdorfer Wald, St. Pölten
Audio-Aufnahme, normalisiert auf 105dB max.

Damaschkestraße, 100m südlich der A1
Audio-Aufnahme, Normalisiert auf 105dB max.
Waldweg GÜPL
Audio-Aufnahme, normalisiert auf 105dB max.
Wohngebiet Harlander Straße
Audio-Aufnahme, normalisiert auf 105dB max.

Temporeduktion wirkt unmittelbar

Auf allen Wegen kann durch gezielte Temporeduktion ein wesentlicher Beitrag zur Senkung der straßenverkehrsbedingten Lärmpegel erzielt werden. Reduzierte Geschwindigkeit mindert nicht nur die lärmbedingten Gesundheitsgefahren sondern attraktiviert das Umfeld auch für Radelnde und zu Fuß gehende Menschen. Dies trägt wiederum zu einem höheren Anteil aktiv mobiler Menschen am Modal-Split bei, was wiederum für eine Reduktion der Lärmkulisse sorgt.

Aus Rücksicht aufeinander: ein- statt zweispurig

Man mag es zunächst kaum glauben: Egal ob Verbrennungsmotor oder mit Elektroantrieb… wenn mehrspurige Fahrzeuge zügig unterwegs sind, sind sie laut. Der Grund ist, dass vier Reifen immer auch „gegeneinander“ arbeiten und so Abrollgeräusche und Vibrationen erzeugen. Der Unterboden mehrspuriger Fahrzeuge wirkt als Resonanzkörper, außerdem verursacht auch die Windangriffsfläche mit zunehmender Geschwindigkeit immer mehr Lärm.

Im Gegensatz dazu haben einspurige Fahrzeuge nur genau ein Rad das antreibt und ein Zweites, das die Spur hält. In Verbindung mit zwei Pedalen oder einem leisen Elektromotor sind gut konstruierte einspurige Fahrzeuge ideal geeignet, um auch in bewohnten Gebieten unterwegs zu sein, ohne andere Menschen mit Verkehrslärm zu belasten. Betreffend tatsächlich lärmfreier Motorräder braucht es dringend ein Umdenken sowohl bei den Anbietern als auch bei den BikerInnen – und vor allem auch beim Gesetzgeber.

Lärmende Güterwaggons schnellstens aufs Abstellgleis

Hunderttausende Menschen leiden in österreichweit tagtäglich und Nacht für Nacht an Bahnlärm. Ein wichtiger Grund liegt darin, dass der österreichische Gesetzgeber im Gegensatz zu Deutschland weiterhin keine Anstalten macht, endlich ein Verbot von Grauguss-Bremsklötzen im Schienenverkehr auszusprechen und mit ambitionierten gesetzlichen Vorgaben auch die Entwicklung lärmmindernder Drehgestelle voranzutreiben. Stattdessen scheint man den letztmöglichen Termin (Ende 2024) abzuwarten, an dem die EU Güterzüge ohne „Flüsterbremsen“ sowieso verbietet. Damit der Bahn nicht insgesamt das Abstellgleis droht, sind weiterführende Maßnahmen auch auf politischer Ebene notwendig, um den Gütertransport tatsächlich auf Schiene zu bringen – umwelt- und klimaschädlicher Transport auf der Straße darf künftig keinen Wettbewerbsvorteil gegenüber einem auf Schiene umgeschlagenen Warenverkehr durch Österreich und Europa bieten.